Rünthe – Fröndenberg

15.03.2020

Da aufgrund des Corona Virus alle RTF und Radsportveranstaltungen ausfielen, fuhr ich am Sonntag eine Strecke ab, die ich für die „Fahrt des Grauens“ im September ersonnen hatte. Bislang existierte die Strecke nur auf der Karte und ich wollte sie mal persönlich in Augenschein nehmen. So fuhr ich gegen Mittag zum Startpunkt am Gästehaus in Rünthe.

 

Mit meinem blauen Rickert Spezial fuhr ich die Strecke ab. Eines der letzten Rickerts aus dem Jahre 2000 ist die richtige Mischung aus Klassiker und etwas modernerer Technik (Shimano Ultegra 9-fach). Das Rickert ist mir von allen meinen Rädern immer noch das Liebste. Es fährt sich für ein Stahlrad einfach genial. Hier wurden allerdings auch schon die Reynolds 531er Rohre oversized verwendet. Das macht den Rahmen für Stahl relativ steif und direkt.

 

Kurz nach 13 Uhr fuhr ich am Gästehaus los. Über kleine Straßen ging es zunächst ein Stück durch Rünthe und über den Datteln-Hamm-Kanal nach Osten. Kurz nach Überquerung der A 1 wendete ich mich dann Richtung Süden. Die meiste Zeit hatte ich jetzt Gegenwind oder seitlichen Wind.

 

Die Strecke war zunächst flach, es ging übers platte Land. Große Felder wechselten sich mit Waldgebieten ab.

 

Hinter Kerstheide sah ich dann am Horizont den Förderturm Schacht 7 der Zeche Königsborn.

 

Hinter Lerche stieß ich dann auf diesen geschlossenen Bootsverleih. Ich fürchte der wird noch eine ganze Weile geschlossen bleiben. Wahrscheinlich bis zur nächsten Sinnflut oder so. Bis Kamen Heeren war es immer noch reltaiv flach. So fuhr ich über kleine verkehrsarme Straßen durch Heeren. Überhaupt hatte sich die bisherige Streckenplanung als gut erwiesen.

 

Weiter ging es durch Lünern und Stockum, ein Stück über den Hellweg, einem mittelalterlichen Handelsweg zwischen Duisburg und Paderborn. Mittlerweile ist dieser Hellweg als Radroute ausgeschildert. Hier gab es ein paar leichte Anstiege, aber nichts Wildes.

 

Hinter Hemmerde überquerte ich die B 1 und die A 44 und der Aufstieg auf den Haarstieg auf über 200 Meter begann. Der Aufstieg erfolgte in mehreren langen Wellen, ohne das es besonders steil wurde. Mit vorne 39 und hinten 28 war ich gut gerüstet.

 

Unterwegs traf ich dann auf ein neugieriges Osterlamm. Der Rest der Herde beachtete mich nicht.

 

Von einem der Haarstranghügel hatte man eine wunderbare Ausssicht auf die Berge des Sauerlandes. Die Landschaft hatte fast ein bisschen was vom Alpenvorland. Dazu kam das frühlingshafte Wetter und ich fühlte mich wie im Urlaub. So kämpfte ich mich Anstieg für Anstieg die Hügel des Haarstrang bis Vollenberg hoch. Dort gab es eine Abfahrt, bevor ich mich noch einmal nach Stenberg hoch quälte. So ganz fit war ich noch nicht. Auch war es nicht mein bester Tag. Aber es reichte um die Steigungen zu meistern.

 

Durch Frohnhausen hindurch erreichte ich dann endlich Fröndenberg. Dort am Markt stieß ich dann auf den fast leeren Buchladen wo bald das erste Rennradmuseum seine Heimat finden soll. Noch sieht man nichts, aber der Förderverein arbeitet bereits am Konzept. Hoffentlich ist bis Mitte September Eröffnung. Das kann mit den momentanen Einschränkungen durch den Corona Virus natürlich Niemand wirklich sagen. Aber ich freue mich total auf dieses Museum. Werde sicher öfters dort vorbei schauen.

 

Die Lage direkt am Marktplatz in Fröndenberg ist ideal. Rundherum gibt es auch genug Gastronomie. Also das ideale Ziel für einen Radausflug. Vor allem natürlich wenn man selber auf Klassikern unterwegs ist. Hoffe das wird für uns Klassikerfahrer/innen zu einer echten Pilgerstätte.

 

Vom Markt aus sieht man dann schon den Einstieg in die Eule, einer bekannten Bergstrecke. Nach einer kurzen Pause machte ich mich mit dem Rickert auf den mühsamen Aufstieg. Mal ein paar Zahlen und Fakten zur Eule: 1,2 km Länge mit 7,7 % im Schnitt und maximal 13 %. Die Eule war dreimal Bergwertung bei der Deutschland Tour. Erik Zabel konnte die Bergwertung 2006 gewinnen. Er wohnt ja bis Heute in der Nähe von Fröndenberg. Ist also quasi sein Heimatberg. In vielen lokalen Rennen spielte die Eule eine Rolle. Unter Radsportlern in der Region ist die Eule eine Legende. Uns zieht es immer wieder dort hoch (keine Ahnung wie oft ich dort schon hochgefahren bin). Hier rate ich allen Nichtbergziegen zu mindestens vorne 38 (besser wäre Kompakt 34) und hinten 32. Mit vorne 39 und hinten 28 hatte ich am Sonntag schon etwas Mühe, weil ich nicht ganz fit war. Aber bin die Strecke in einem hochgefahren. Vor allem die 13 % waren allerdings nicht ganz ohne. Bis zur Fahrt des Grauens werde ich vorne noch auf 38 Zähne umrüsten und hinten bis 32 Zähne (habe zum Glück ein Schaltwerk mit langem Käfig montiert).

 

Oben angekommen steht das Ehrenmal „Die Eule“ seit 1989. Weiter ging es dann in leichten Wellen durch den Wald, vorbei am Golfplatz nach Frömmern. Hier liegt der berühmte Dortmunder Rahmenbauer Hugo Rickert begraben. Die Strecke führt direkt am Friedhof vorbei.

 

Aus Frömmern raus führte mich die nächste Steigung zum Bismarckturm. Von hier hat man eine tolle Aussicht aufs Umland. Eine Seite der Haarstrang und das Sauerland, andere Seite die Soester Börde.

 

Hinter dem Bismarckturm waren die meisten Steigungen geschafft. Es ging noch ein Stück mit starkem Seitenwind über den Haarstrang. dann kam der Abstieg. Nun ging es erst einmal bergab. So erreichte ich Billmerich.

 

Nun führte die Strecke über eine schmale Asphaltstraße durch ein kleines Tal. Die Jungs waren ganz friedlich und genossen ihr Heu. So konnte ich unbehelligt passieren.

 

Zwischen der A 1 und der A 44 kam ich dann am Reitsportzentrum Massener Heide vorbei. Neben Radsport ist Reitsport in Westfalen ebenfalls sehr beliebt. Nach den Autobahnen fuhr ich durch Massen hindurch.

 

Hinter Massen wurde es direkt wieder ländlich. So ist Westfalen. Durch Wasserkurl und Kaiserau erreichte ich dann kurz nach 18 Uhr nach gut 72 km und 533 Höhenmeter wieder Rünthe. Das Wetter hatte sich gehalten und ich konnte sogar die Armlinge ausziehen. Ein erster schöner Frühlingstag.

Die Strecke erwies sich als gut fahrbar, komplett asphaltiert. Schlaglöcher waren manchmal vorhanden, aber man konnte gut ausweichen. Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Teilweise begegnete mir kilometerlang kein Fahrzeug. In den Orten war natürlich mehr los, aber auch da war es erträglich. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und schön, aber durchaus auch anspruchsvoll. Die ersten 20 km und die letzten 20 km sind recht flach. Aber in der Mitte knubbeln sich die meisten der über 500 Höhenmeter auf etwas über 20 km.

Wir werden das beim Treffen so machen das wir oben auf der Steigung jedes Mal warten, bis Alle wieder zusammen sind. Der Name „Fahrt des Grauens“ muss halt auch gerechtfertigt werden. Aber ihr könnt euch wirklich auf die Strecke freuen. Die braucht sich hinter den bisherigen „Fahrten des Grauens“ nicht zu verstecken. Als Nächstes arbeite ich an der Espresso Tour. Die muss noch etwas kürzer werden, führt aber zu einem großen Teil über die gleiche Strecke wie die Cappuccino Tour, geht aber auf jeden Fall bis zur Staumauer des Möhnesees.

 

Jennifer aka Sonne_Wolken


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